Jülich nach Dijon | gesamt 148 km
Roetgen (DEU) – über Belgien nach Neuerburg (DEU) | Tag 2 | heute 103 km | 900 HM | ?
Die Familie meines Bruders muss früh raus. Um 6 Uhr geht’s aus den Federn, es gibt noch ein stärkendes Frühstück, bevor ich um 7.20 Uhr auf dem Rad sitze. Das ist so früh, dass ich heute sicher 80 km schaffe.
Mein Weg führt mich durch Roetgen zunächst konstant bergauf bis zum höchsten Punkt auf 576 m Höhe. Die Sonne kämpft sich durch den Frühnebel, als ich das erste Mal Belgien erreiche. In Belgien umschließt mich kurze Zeit später wieder kühler Nebel.
Der Vennbahn-Radweg
Von nun an folge ich dem Vennbahn-Radweg. Er verläuft in bester Radweg Qualität idyllisch entlang dem ehemaligen Verlauf der Bahnstrecke. 5 Sterne gebe ich ihm, er hat das Niveau eines Eurovelo Ausbaus. Die Historie des Vennbahnwegs ist europaweit wohl einmalig. Die Vennbahn verlief sowohl in Belgien, als auch in Deutschland, und es gab viel politisches Gerangel um sie. Das lässt sich am besten erradeln, denn an der Strecke ist alles beschrieben und lässt sich toll erleben und vermitteln. In Kalterherberg gibt’s sogar Railbikes, doch ich bleibe lieber auf meinem Reiserad.
Ich erreiche den Posten PD25bis, an dem beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Belgien am 10. Mai 1940 einer der ersten belgischen Soldaten den Tod fand. Im Streckenverlauf finden sich unzählige Hinweise auf die Historie des Weges.
Ab und zu kürze ich ab und verlasse dafür auch den Vennbahnweg.
Top-Tipp: Doch mir schwant, er ist jeden Meter wert und wird sicher mal eine eigene Tour sein. Mit seinen 2% durchschnittlicher Steigung und vielen kleinen Cafés und Unterkünften in der Wallonie ist er tatsächlich ein Top-Tipp. Am besten den Bikeline Reiseführer Vennbahn-Radweg kaufen, Partner/ Familie einpacken und in den nächsten Ferien losradeln! Worauf wartest du noch?
Hier blüht es noch! Ruprechtskraut. Moorlandschaften Relax
Nach 30 Tageskilometern erreiche ich Robertville und überquere die Talsperre. Es ist zunächst das letzte Stativ-Foto, bis ich wieder ein Fotogeschäft finde. Denn das Stativ klemmt wohl immer noch am Geländer, es macht nun hoffentlich jemanden anderen glücklich!
Ich passiere das Borner Viadukt, es ist das Wahrzeichen der Ortschaft Born und wurde 1916 erbaut. Dabei wurden 19.000 Kubikmeter Beton verarbeitet, um den 285 m langen und 18 m hohen Talübergang zu erbauen. Es ist jedoch nicht Teil der ursprünglichen Vennbahn, sondern gehörte zur 22 km langen Kriegsbahn Vielsalm-Recht-Born.
Der Tunnel von Bleialfer
Immer weiter treibt es mich durch das Venn, und schließlich verlasse ich die deutschsprachige Gemeinschaft Ostbelgiens mit ihren bezaubernden Steinhäusern einige Kilometer nach St. Vith. Ich befinde mich nun auf dem Eifel-Ardennen-Radweg, der über 36 km zwischen S.Vith und Prüm verläuft. Ich staune nicht schlecht, als ich durch den 400 Meter langen und heute neblig-kalten Bleialfer Fahrradtunnel fahre. Er ist in den Wintermonaten für die in ihm lebenden Fledermäuse gesperrt. Dann muss ein Umweg bis auf 500 Höhenmeter hinauf in Kauf genommen werden. Die Fledermäuse danken es!
Zeit fürs Tagesziel
80 Kilometer habe ich mittlerweile auf dem Tacho und spüre, dass meine Ressourcen für heute alle sind. Ich suche nach einem Campingplatz. Doch der findet sich erst knapp 20 Kilometer weiter. Bis dahin geht es vor allem eins: bergauf. Es geht nochmal von unter 350 auf 570 HM, und es passiert mir das allererste Mal: Am Top muss ich einige Meter schieben, es ist so steil, dass selbst meine Schuhe beim Schieben des schweren Rads wegrutschen.
Zum Glück geht’s die letzten Kilometer bergab, bis ich am ruhigen, sauberen und sehr nett geführten Camping In der Enz ankomme. Ich bin so geschafft, dass ich nach der Dusche einfach erstmal 30 Minuten reglos im Zelt liegen bleibe. Danach werfe ich den Kocher an, es gibt Spaghetti Bolognese und Pudding.
Und ich beginne zu texten. Denn es hat mich sehr gefreut, dass auf Social Media nachgefragt wird, ob ich denn auch wieder zur Tour blogge. Na sicher!
Währenddessen ist es dunkel geworden, der Bach neben mir rauscht, ein Uhu und ein Kauz rufen. Eifel pur.
2 Kommentare
Hallo Bernd,
konnte man nicht bei der Ostseeumrundung hier auch einfach ein „like“ hinterlassen? Ich finde es gerade nicht .. sehe zwar die Zahl „6“,aber kann nirgendwo klicken. Dann halt ein Kommentar: Danke fürs Schreiben! Ich bin zwar jetzt gerade rückwärts mit gefahren, aber egal … Ulla
Danke Dir, liebe Ulla, normalerweise sollte es klappen, wenn Du wie gehabt aufs Herzchen klickst. Versuch es nochmal, ich habe versucht es zu fixen.