Ostsee-Umrundung | gesamt 7.685 km
Fehmarn (DEU) – Svendborg (DEN) | Tag 98 | heute 115 km
Abschied. Mal wieder. Ich halte Julian und Susanne im Arm und wir drücken uns lange. Diesmal ist es nur eine Woche, bis wir uns wiedersehen. Die letzte der Tour nach über 3 Monaten.
Der Urlaub auf Fehmarn hat gut getan. Wir haben uns gut verstanden, ich weiß zu schätzen, was für eine tolle Familie ich habe.
Sie biegen rechts ab Richtung Schnellstraße, während ich links in den Fährhafen fahre, der direkt neben unserer Unterkunft liegt. Unser Hotelmanager hat uns heute morgen noch mit auf den Balkon in die 8. Etage genommen, die als Konferenzzentrum normalerweise verschlossen ist. Ein toller Ausblick über Fehmarn und den Fährhafen Puttgarden, leider etwas diesig heute.
Zurück nach Dänemark
Ein letztes Winken und „Bis bald!“ von den beiden. Ich löse für 11,50 € meine Rückfahrt nach Rødbyhavn, Dänemark. Und damit meine Rückkehr in mein Baltic Sea Project. Hat es mir gefehlt? Ja. Es bedeutet mir viel. Wir haben heute Morgen auf den sozialen Medien die letzte Woche ausgerufen und spenden bis Tourende 0,10 € für jeden gespendeten Euro. Wir hoffen, dass so jeder nochmal in seine Brieftasche schaut, was noch geht. Und mal ehrlich: Wie gut geht es uns eigentlich? Bei den Meisten geht noch was, da bin ich sicher. Wofür geben wir sonst unser Geld manchmal ohne Bedacht aus? Hier kann mit jedem Euro geholfen werden! Bitte fragt euer Herz, was es tun würde. Der Rest geht von selbst, versprochen!
Nach 45 Minuten erreicht die Fähre mit Zug, Autos und einem Fahrrad Rødbyhavn. Es folgt die erste Ausweiskontrolle seit Russland, dann bin ich wieder in Dänemark. Wie sage ich immer so schön: ‚Back on track!‘.
Ich fahre die Südküste von der Region Seeland westlich entlang. 40 Kilometer Deichradweg mit stetem Blick auf die Ostsee folgen. Ein Traum! Noch traumhafter wäre es, wenn es nicht so herbstlich diesig wäre. Aber ich will nicht klagen, es regnet nicht, während mir die Heimfahrenden von Stau und Waschküche im Regen schreiben. Ich folge dem ausgeschilderten Eurovelo 10 bis zur westlichen Spitze, statt wie von Komoot vorgeschlagen abzukürzen. Zu viel schöner Weg ginge verloren. In diesem Fall bedeutet es zusätzliche 20 Kilometer, aber ich fahre schließlich den Küstenradweg, um die Küste zu sehen. Und jeder Kilometer lohnt sich heute.
Von Tårs aus setze ich mit einer weiteren Fähre nach Spodsbjerg auf Langeland über. Nicht so groß wie die über den Fehmarnsund, aber doch viele Autos und Menschen an Bord. Und wieder ein Radfahrer.
Kurz Langeland queren
Nach 45 Minuten erreichen wir unser Ziel, und ich quere die 52 km lange und 11 Kilometer breite Insel Langeland, die Richtung Nordwesten über ein Brückensystem mit dem Festland verbunden ist. Sie ist hauptsächlich von Feldern geprägt, die Dörfer sind ähnlich wie die auf Seeland klein, Cafés sind Mangelware. Da hat Fehmarn deutlich mehr Inselflair. Die Wege sind aber schön schmal und fast autobefreit, so wie ich es schon den ganzen Tag erlebe. Und im wahrsten Sinne des Wortes sehe ich auch nur einen Querschnitt, oder wie ich es immer sage: Nur ein kleines Fenster.
Weiter geht es über die Brücken nach Siø und nach Tåsinge. Ständig ist Regen vorhergesagt, aber ich schaffe es konstant, dem 6 km/h langsamen Südostwind mit meiner Nordwest Richtung und einem 19 km/h Schnitt zu entkommen. Hinter mir ist es immer extrem diesig. Ich werde nicht einen Tropfen Regen abbekommen heute. Ist ja auch mal schön Glück zu haben!
Wenn sich die Sonne heute auch nicht direkt zeigt, so zaubert sie wenigstens abends noch ein mich begleitendes leuchtendes Wolkenmeer im Westen.
Meine Couchsurfing Anfrage in Svendborg antwortet leider nicht, und so entscheide ich mich auf der 1.220 Meter langen Svendborgsundbroen mit atemberaubender Aussicht über den Sund von Svendborg ein Hotel zu buchen. 15 Minuten später checke ich ein.
Eine Menge Fährfahrten an nur zwei Tagen. Eine willkommene Abwechslung, ich muss nur aufpassen, dass ich nicht zu viele Kilometer plane, denn Fähre fahren kostet Warte- und Fährzeit. Aber ich kann quasi die Füße hochlegen und Kilometer zurücklegen, denke ich lachend.
Von hier geht es morgen weiter mit der Fähre auf die Insel Æro. Die Fährzeiten sind nur alle ein bis zwei Stunden, so dass ich die Fähre um 10:05 Uhr bekommen möchte.
2 Kommentare
Moin Bernd,
wow – was eine Woche Erholung mit Deinen Lieben, ausreichender Schlaf und reichhaltiges Essen bewirken können…
Gut schaust Du aus!!!
Nun bist Du bestens gewappnet für die letzten Kilometerchen Deines Abenteuers. Langsam wird es aber auch Zeit, dass Du heimkommst und wieder real für uns erlebbar wirst.Und außerdem: Der Winter naht… ?
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.“ Zwar schreibst Du uns auf Deinem wundervollen Blog regelmäßig von Deinen
Erlebnissen, ich freue mich jedoch besonders darauf, wenn wir uns das erste Mal nach Deiner Reise wiedersehen und ich das Glänzen in Deinen Augen entdecke, während Du nochmals von all den tollen zwischenmenschlichen Begegnungen auf Deiner Tour berichtest, die Dir bekanntlich so viel bedeuten.
Dann läute mal langsam Deinen Endspurt ein und lass Dich nochmals voll und ganz auf Dein persönliches RRG ein.
LG, Schulle
Lieber Schulle,
in der Tat tat die Woche auf Fehmarn gut, und ich konnte auch gewichtstechnisch wieder zulegen. Nur eine Erkältung hat mir in der Folgewoche zugesetzt, so dass ich etwas langsamer machen musste. Die letzten Tage habe ich sehr genossen, auch wenn sich Dänemark grau in grau gezeigt hat. Aber so ist der Herbst, und der Winter saß mir ja schon auf den Fersen.
Ich kann in der Tat viel erzählen, und die Tour lehrt mich viel über mich selbst und das Leben. Ich freue mich schon darauf, mit Dir persönlich darüber zu philosophieren!
Radreiseglückliche Grüße
Bernd