Ostsee-Umrundung | gesamt 5.569 km
Umeå (SWE) – Örnsköldsvik (SWE) | Tag 72 | heute 141 km
Schon beim Aufwachen weiß ich, dass ich heute ein ganz schönes Fass vor mir habe. 125 Kilometer, und oft sind es ja dann doch ein paar mehr. Die Sonne scheint, und ich verfahre mich prompt 3 Kilometer, darf dafür aber am schönen Fluss von Umeå entlang gleiten.
Nasse Füße
Es geht wieder deutlich auf und ab, die Höhenmeter begleiten mich den ganzen Tag. An einem kleinen See versuche ich einen Baum als Vordergrund für ein Foto zu finden. Vorsichtig gehe ich auf etwa 30 cm hohes grünes Moos und es sinkt fast komplett ein. Was für dicke Moospolster denke ich noch und spüre, dass meine Socken feucht werden. Zwei beherzte Sprünge zurück vollenden mein Desaster, durch den Schwung sinke ich mit den Füßen bis unter das Wasserniveau. Schuhe, Socken und Füße begrüßen das circa 6 Grad Celsius kalte Wasser. Ich versuche noch etwa 5 km damit klarzukommen, doch meine Füße werden nicht wieder warm.
So entscheide ich mich anzuhalten, und ziehe meine wasserdichten Sealskinz Socken an. Sie wirken auf den ersten Blick etwas steif, aber sie erfüllen ihren Zweck: trotz nasser Schuhe bleiben meine Füße bis zum Abend warm und trocken. Eine tolle Sache!
In Nordmaling dann seit langem wieder einer dieser wunderschönen einzeln stehenden Holzkirchtürme. Ich passiere hin und wieder schöne wilde Flüsse, die Schweden überall durchziehen. Oft sind sie jedoch durch Stauwerke unterbrochen.
Die Fahrt zieht sich heute, Mittagspause um 14 Uhr bei Kilometer 60 auf einem Wirtschaftsweg, um der E4 auszuweichen. Wann immer es auf die E4 geht, ist es purer Stress. Verkehrstechnisch, aber auch der Lärm, wenn wieder ein LKW zwei Meter entfernt von Dir vorbeidonnert. Aber selbst der ausgeschilderte Radweg nimmt hin und wieder diese schreckliche Europastraße in Anspruch.
E4 E4
Entnervt nehme ich bei Kilometer 100 eine weitere Schleife in Kauf mit dem Gedanken, dass sie mich 5 Kilometer kosten wird. Das sind dann 133 Kilometer gesamt. Was ich noch nicht weiß: Mit dieser Schleife kaufe ich mir nicht 5 sondern 10 Kilometer Strecke und etliche zusätzliche Höhenmeter ein.
Eigentlich bin ich schon bei Kilometer 120 vollkommen geschafft, aber die letzten 21 Kilometer des Tages saugen alle Energie und jede Freude auf. Bei nur noch 4,8 Grad Celsius erreiche ich nach 141 Kilometern und 1.150 Höhenmetern das Hotel. Ich gehe in die Sauna, die ich wie immer in Schweden für mich allein habe, ganz anders als in Finnland, und esse zu Abend. Spät kommen noch zwei Busse an, und es ist erst um halb eins ruhig im Hotel. Ich schlafe unruhig, das kenne ich von Marathon Läufen, wenn der Körper sehr gefordert war. Ich muss wohl morgen etwas zurückschrauben. Für die körperliche Verfassung, aber auch für das Radreiseglück, das heute nicht so richtig erscheinen wollte, trotz Sonnenschein.
1 Kommentar
Das ist wohl so ein Tag, wo einem nur hilft, dass man nicht im Zelt übernachten möchte .. aber du scheinst ja dann doch noch immer wieder irgendwo ein Quentchen Motivation auszugraben. Klingt beneidendswert. ich würde sagen: weiter so!