Ostsee-Umrundung | gesamt 4.393 km
Kristinestad (FIN) – Vaasa (FIN) | Tag 57 | heute 121 km
Zunächst ein Update zum aktuellen Stand unseres Spendenprojekts: Es sind erfreulicherweise nun schon 2.777,35 € gespendet worden, womit aktuell 18 Schüler ein Jahr lang unterstützt werden können. An der Stelle auch ein herzliches Dankeschön von Karl, der hinter der Sri-Lanka-Hilfe Aachen steckt, und sich sehr über eure Spendenbereitschaft freut und den Blog wirklich eng verfolgt. Bald haben wir es geschafft und es sind 3.000 € erreicht!
Zu Gast bei Tarja und Bosse
Nach dem Dinner gestern Abend gibt es neben einem Kaffee nun auch noch ein ausgewachsenes Frühstück mit Ei, Brot, Tomate und Früchten. Im Garten sind die Äpfel reif und zum Abschied bekomme ich noch saftige kleine Pflaumen und fünf Äpfel frisch vom Baum mit. Mehr passt nicht mehr in die Taschen!
Mit Bosse spreche ich heute Morgen viel über seine frühere Tätigkeit als Landwirt, er hat wie die meisten hier in der Region Kartoffeln angebaut. Die Abhängigkeit vom Wetter, die ich auch als Radfahrer gut kenne, war immer eine große Herausforderung. Und er erzählt mir von seiner Leidenschaft für alte Autos und zeigt mir sein aktuelles Projekt, einen 30 Jahre alten Citroën, ein wunderbares Modell.
Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, hier bei den beiden in Kristinenstad gewesen zu sein. Für die spitzen Unterkunft, das tolle Essen und die guten Gespräche, die ich sowohl mit Tarja als auch mit Bosse führen durfte.
Ab geht’s auf den Weg nach Vaasa – zu meiner zweiten Couchsurfing Station, bevor meine Frau Susanne anreist!
Um Kristinestad werden hauptsächlich Kartoffeln angebaut, während im Nachbarkreis Närpes Tomaten angebaut werden. So passiere ich endlos Gewächshäuser, teils mit künstlicher Beleuchtung.
Hier stinkts
Tarja und Bosse hatten es angekündigt: Kurz vor Harrström dann ein wirklich übelriechender Gestank. Hier werden Silberfüchse gezüchtet, um daraus die Pelzkragen an Jacken zu fertigen. Ich denke, dafür gibt es doch längst kuschelige Alternativen, ohne dass Tiere leiden müssen. Wie ihr unechten und echten Pelzkragen unterscheiden könnt? Ganz einfach, wie PETA im Video zeigt.
Leichte Krämpfe und Gegenwind Kämpfe
Ab Kilometer 40 setzt mir der Wind heftig zu. Ich bin mit meinem Rad ja das Gegenteil von aerodynamisch, und so zwingen mich Windböen immer wieder unter die 10 km/h. Es wird eine sehr anstrengende Fahrt, und gestern hatte ich auch schon viele Kilometer. Leichte Krampferscheinungen machen sich in der rechten Wade bemerkbar, das erste Mal auf der gesamten Tour. Die Temperatur sinkt auf 13,5 Grad Celsius und ich fahre ebenfalls erstmalig langärmelig und muss noch die Softshell drüberziehen.
Ich fahre extra nicht die E8 wegen des Verkehrs, sondern an der Küste entlang. Aber das hilft nur beschränkt, denn auf der Alternative 673 gibt es keinen Seitenstreifen, nur ca 20 cm mit unbefahrbarem Kies daneben, und die schweren LKWs und Holztransporter donnern dicht an mir vorbei, besonders bei Gegenverkehr.
Zwar zeigt meine Route immer wieder mal kleine Schleifen über Schotterpisten, diese sind aber jedes Mal circa drei Kilometer Umweg und führen dann wieder auf die 673 zurück. Das kann ich mir beim heutigen Pensum definitiv nicht leisten.
Ich bin froh, als ich 18 Kilometer vor Vaasa auf die Söderfjärdintie abbiegen kann und den Verkehr los bin. Dort komme ich an einem großen Feld vorbei, rund angelegt, auf dem die Dimension unseres Sonnensystems visualisiert wird. Gute Idee!
Ankommen in Vaasa
Ich komme nach Vaasa und schieße noch schnell ein Foto an der Statue mit dem Adler. Vaasa ist von viel Wasser umgeben und die Einfahrt in die Stadt versüßt den zähen Tag.
Heute bleibe ich bei Hannah aus München, die hier ein Erasmus Jahr verbringt und mit 2 Mitbewohnerinnen aus Deutschland (Hanna) und Bangladesch in einer WG wohnt. Toll, dass sie mich aufnimmt. Sie starten morgen ihr Studium, heißen mich herzlich willkommen und nehmen mich mit zum ‚Campusfestival 2019‘ in die Stadt. Eine willkommene Abwechslung. Dort herrscht grandiose Stimmung, eine Band rockt gerade auf der Bühne.
Die Studenten tauschen sich untereinander aus, und Hannah und Hanna treffen ihre Tutoren, die mich genauso locker dabei sein lassen. Hauptthema ist das teure Bier, und es ist Usus schon zu Hause vorzuglühen, bevor man hier loszieht. Nach 21 Uhr darf auch in Supermärkten kein Alkohol mehr verkauft werden. Meine Gastgeberinnen ziehen später noch weiter, während ich gegen 0:30 Uhr hundemüde das Licht ausmache.