Ostsee-Umrundung | gesamt 928 km
Izbica (POL) – Białogóra (POL) | Tag 13 | heute 57 km
Es ist 10:45 Uhr bis wir loskommen, ziemlich spät. Aber Sławomir, der Besitzer des Camping Platzes, hat uns ein Frühstück mit Kaffee und Rührei gemacht. Genau was wir heute brauchen.
Aber nicht nur das. Bereits um 7.30 Uhr ist er gut gelaunt mit seiner Sonnenbrille auf den Beinen. Er hat einen riesen Lautsprecher auf die Wiese gestellt und fragt mich, wann Tristan geweckt werden soll. Ich sage „um acht“, aber Tristan wacht von selbst um 7.50 Uhr auf. Schnell gebe ich ein Zeichen und es geht los: Ein Wecker, gefolgt vom Kikeriki eines Hahns und dem Lied ‚Guten Morgen Sonnenschein‘, sowie einem polnischen ‚Guten Morgen‘ Lied, schallen über die Wiese. Sławomir steht tanzend auf der Treppe und versprüht gute Laune. Er schafft es, aus einem Campingplatz einen ‚Place to be‘ zu machen. Übrigens vermietet er auch kleine Häuser bis zur Gruppenunterkunft dort. Mehr zum Platz im gestrigen Blog.
Tanzen in der Morgensonne
Später holt er die Box nochmal raus und ein nettes junges polnisches Pärchen tanzt im Licht der Morgensonne zu einem deutschen Weck-Lied. Wieder ein magischer Augenblick. Einfach glücklich im hier und jetzt. Die beiden sind gestern spät angekommen von einer Rundtour von Leba aus, und haben ebenfalls im Moor so viel Zeit verloren, dass sie übernachten mussten. Bei der Abrechnung dolmetscht sie über unseren guten Zweck, und Sławomir spendet zehn Zloty. Dankeschön für alles!
Wir fahren los, aber nach 300 Metern kann ich nicht mehr treten. Stuck. Was ist los? Ich checke das Hinterrad. Spannriemen vergessen, wie bei Julian letztes Jahr in den Niederlanden, er hat sich komplett um die Achse gewickelt und in den Speichen verkeilt. Beim Versuch ihn zu retten reißt er – es hilft nur ein scharfer Schnitt mit dem Messer.
Kurze Zeit haben wir Hoffnung, dass wir nun bessere Wege bekommen. Getäuscht. Wir brauchen für die 16 km bis Leba knapp zwei Stunden und sind in Schweiß gebadet ob der ganzen Sandpassagen.
Nach Leba kurz Hoffnung auf einem asphaltiertem Radweg. Wir passieren den Sarbsko See östlich der Stadt und kommen zur schweißtreibendsten Schiebepassage durch losen Sand bislang. Knapp einen Kilometer knechten wir die Bikes schiebend durch tiefen Sand.
Naturreservat przyrody Mierzeja Sarbska
Wir durchfahren das ‚Reservat przyrody Mierzeja Sarbska‘. Es ist wunderschön mit seinen Wäldern und Seen. Ob der sandigen und verwurzelten Trails zweifeln wir aber immer wieder, ob wir den europäischen Fernradweg R10 verpasst haben. Dann taucht an einem Baum wieder das Zeichen auf, meist verwaschen, aber wir sind richtig. Es sind eher versandete Wandertrails, und sie setzen uns heute mächtig zu.
Wir können nicht mehr zählen, wie oft wir absteigen müssen, es ist sauanstrengend unsere heavy Bikes durch den Sand zu navigieren. Der Schweiß läuft uns in Strömen das Gesicht herunter. ‚Verflucht‘, denke ich, ‚das muss doch mal aufhören!‘ Doch die polnischen Schutzgebiete sind groß, und so müssen wir vollkommen geschafft am Abend um 19.45 Uhr den heutigen Tag beenden. Nach nur 57 Kilometern, die sich anfühlen wie weit über 100. Morgen geht’s weiter mit Ziel Danzig. Wir haben Respekt vor den Wegen und hoffen, dass es morgen für uns und unser Material einfacher wird.
4 Kommentare
Hallo Ihr 2 Weltenbummler,
Sehr spannend und interessant sind Eure täglichen Reiseberichte ! Wir werden euch weiter verfolgen, sind gespannt auf Eure Erlebnisse und drücken Euch ganz fest die Daumen! Haltet durch! Ihr seid stark! Euer Radreiseherz wird euch vorwärts bringen.
Viel Glück
Die 4 Geislers aus Jülich
Liebe Martina,
danke für den lieben Kommentar und fürs Mitlesen! Jeder Tag ist aufs Neue spannend und auch Dein Kommentar motiviert und, auch wenns mal hart wird.
Bis bald, radreiseglückliche Grüße, Bernd
Guten Morgen Bernd, guten Morgen Tristan,
in den letzten Tagen bin ich nicht wirklich dazu gekommen, Eure Tour wirklich zu verfolgen. Aber heute Morgen war die Gelegenheit, Tag 4 – Tag 13 nachzulesen.
Ich bin nach wie vor begeistert von Euch beiden und hatte bei einem Kaffee eine tolle Morgenlektüre. Mich greift die Abenteuerlust, wenn ich Eure Berichte lese und irgendwann, wenn meine Jungs größer sind… schauen wir mal 🙂
Vor allem für Tag 14 aber auch die Folgenden wünsche ich Euch wieder angenehmere Bodenbeläge. Ich werde fröhlich weiter Eure Tour über Deine erfrischenden Blogeinträge verfolgen, Bernd. Freue mich schon auf den nächsten!
Bis dahin wünsche ich Euch weiter gute Fahrt, bzw. „All Heil“ (der wohl in Vergessenheit geratene Radfahrergruss, wie mir Google verraten hat) und vor allem viel Radreiseglück 🙂
Liebe Grüße,
Marcel
Lieber Marcel, wir erfreuen uns jeden Tag an Kommentaren wie Deinem! Schön, wenn wir Inspiration für Dich sein können. Du hattest auch unsere anderen Touren schon eng verfolgt, da kann ich mir gut vorstellen, dass Du es irgendwann realisiert!
Radreiseglückliche Grüße, Bernd