Ostsee-Umrundung | gesamt 617 km
Korswandt (POL) – Świętouść (POL) | Tag 8 | heute 58 km
So einen lauten Zeltplatz hatten wir noch nie. Um 0:30 Uhr fallen mir die Augen beim Tippen zu, aber es wird immer noch lautstark gequatscht. Wir liegen neben einer Straße, und es gibt wohl im Nachbarort eine Veranstaltung, die kein Ende findet. Ich probiere meine neuen Ohrstöpsel – und sie sind genial! Yippieh, alles leise! Um 6:30 Uhr geht es genauso lautstark weiter.
An der Ostsee ohne Schwimmen?
Wir sind ganz schön geschafft von den vergangenen Tagen und möchten einen halben Tag am Meer verbringen und die müden Knochen etwas schonen. Mit unserer Planung sind wir einen Tag hinterher, mit dem Freddy-Such-Tag sind es zwei. Wir hetzen viel zu sehr an den schönen sonnigen Stränden entlang, und waren erst einmal in der Ostsee schwimmen, was irgendwie verrückt ist. Wer mich kennt, weiß, dass ich sonst bei jeder Gelegenheit reinspringe. Aber es bedeutet während eines Tages auch immer Tasche auf, Tasche zu, anschließend Salzwasser auf der Haut, nasses Handtuch, sandige Füße.
Unsere erste Grenze
So verlassen wir Deutschland und überqueren die Grenze nach Polen. Unser erster Grenzübertritt! Mit zwei anderen Radlern reden wir halb in Polen halb in Deutschland über Klima, Radfahren und Elektroautos und freuen uns, die Reise nun in Polen fortsetzen zu können.
Mehr sandige Trails als Radweg
In Swinemünde setzen wir mit einer Fähre kostenfrei über und folgen ab nun dem Radweg R10. Die schmalen Wege sind gesäumt von lichtem Wald. Aber sie sind extrem sandig, es ist anstrengend unsere 40 Kilogramm Räder hindurchzufahren. Häufig erinnern sie mich an Mountainbike Wege, wir bleiben oft stecken, und es geht bergab auf Po und Handgelenke. Wir kommen sehr langsam mit 5-10 km/h voran.
In Misdroy machen wir eine Mittagspause in einem Selbstbedienungsrestaurant und es gibt ein Mittagsmenü, eine Pizza und Getränke für umgerechnet ca 17 €. Moment, denke ich, war das nicht früher auch mal so der Preis in Deutschland? Egal, wir lassen es uns schmecken.
Spende am Weg
Als wir aufbrechen wollen, kommt eine Stimme von hinten: „Darf ich euch gerade mal was fragen, macht ihr eine Radreise?“ Jana aus Dortmund ist mit ihrem Mann Martin und ihren drei Kids zum Urlaub hier auf dem Campingplatz. Wir erzählen bereitwillig von Tour und gutem Zweck, und sie ist so begeistert, dass sie spontan 25 € spendet. Die Sri-Lanka-Hilfe dankt! Wir haben uns sehr über das Treffen und die Spende gefreut! Jana, Du hast die ersten 1000 € vollgemacht!
Der Weg geht nun mitten durch den Woliński Park Naradowy, einem Nationalpark. Es folgen wieder endlos sandige Strecken mit vielen Höhenmetern. Wunderschön durch die Wälder, aber sehr anstrengend, und wir beschließen den nächsten Platz aufzusuchen, wenn wir wieder am Meer sind.
Tristans Sitzfleisch schmerzt und auch ich kann mal eine Pause gebrauchen. Das Radreiseglück ist nach den letzten Tagen etwas geschafft. Bis wir einen Campingplatz in Świętouść erreichen ist es aber wieder 17:30 Uhr. Wir springen ins angenehm warme Meer und es ist soooo schön. Richtig tolle Wellen und ein feiner Sandstrand erwarten uns. Es tut so gut nach dem anstrengenden Tag.
Lass Dynamik in deinem Leben zu
Abends treffen wir bei einem Imbiss Oli und kommen mit ihm ins Gespräch. Er ist Sozialarbeiter aus Hameln und mit seiner Familie regelmäßig schon seit 8 Jahren hier in Urlaub. Damals war es noch etwas ruhiger, jetzt ist schon fast zu viel Rummel, meint Vicky, seine Frau. Die beiden sind mit Freunden dort und kurzerhand laden sie uns zu sich auf ein Bier ein. Wir sitzen mit ihnen, Holger und Matthias bis viertel nach zwölf dort, und reden lange über die Tour, die Vorbereitungen und Gedanken dazu. Über die Dynamik im Leben, und dass alles eine stete Entwicklung ist, die man zulassen sollte.
Und Oli lässt uns beide auf seinem Fat-Tire E-Bike fahren. Es hat einen tierischen Anzug, er fährt damit öfter den Strand entlang. Tolles Ding. Er ist sehr positiv Fahrrad-freaky, und hat auch noch einen tollen Lowrider, der es schon in ein paar HipHop Videos geschafft hat, zum Beispiel bei den ‚Massive Töne‘, „Wir sind die Coolsten wenn wir cruisen…!“
Dann verabschieden wir uns schweren Herzens. Ich schreibe noch den Blog von vorgestern und schlafe erst nach ein Uhr ein.