Ouddorp – Rotterdam | Heute: 80 km | Gesamt: 80 km
Nachdem wir im August von Jülich nach Vrouwenpolder gefahren sind, starten wir heute erneut: Von Ouddorp in Zuidholland nach Rotterdam. Wir, das sind mein 16-jähriger Sohn Tristan und ich. Bei schönstem Radwetter, 15° Celsius und Rückenwind erwarten uns heute tolle 80 km.
Schon nach kurzer Zeit queren wir die 1200 Meter lange Brücke über den Haringsvliet. Wir folgen der niederländischen Nordseeroute LF1. Der ruhige Weg führt uns durch schöne Dünengebiete und wir staunen, als uns plötzlich Wisente im Weg stehen, die hier im Dünengebiet bei Oostvorne ihr Zuhause haben. Entspannt fahren wir den Radweg weiter Richtung der vollautomatischen Containerterminals Maasvlaakte. Diese künstlich angelegte Insel gehört zum Gemeindegebiet der Stadt Rotterdam, obwohl sie 40 km westlich der Großstadt liegt. Sie bildet zusammen mit dem alten Hafen von Rotterdam und dem angrenzenden Europoort den größten Seehafen Europas.
An einem Vogelschutzgebiet besteht eine versteckte Beobachtungsmöglichkeit für Vögel, an der wir eine kleine Pause einlegen. Wir passieren lange hohe Lagerhallen und bleiben lange auf einer Brücke am Europaweg stehen. Von dort kann man wie auf einem Wimmelbild beobachten, wie fortlaufend Container-LKWs heranfahren und am vollautomatischen Terminal be- und entladen werden. Der globale Welthandel ist hier auf einen Blick zu erfassen, mit all seinen Vor- und Nachteilen. Beim Uniper Kohlekraftwerk fragen wir uns, ob das bei den Windverhältnissen auf Maasvlaakte nicht durch einen Ausbau des Windparks ersetzt werden kann.
Durch das Hafengebiet kann man tatsächlich kleine Radtouren machen, die Wege hierzu sind wie immer in den Niederlanden hervorragend ausgeschildert. Hier ist auch die Ausstellung Future Land zu finden, die die Entstehung der Maasvlakte und der modernsten Containerterminals der Welt erleben lässt. Wir haben es leider bislang nicht in die Ausstellung geschafft, wenn Du dort warst, hinterlasse gern einen Kommentar!
Tipp: Vom Containerhafen Haltestelle Maasvlaakte setzen wir mit einer rasanten Fast Ferry Katamaran-Fahrt über nach Hoek van Holland. Neben einer großartigen Besatzung, die wir auch ein Jahr später wieder erleben dürfen, gibt es genug Platz für die Räder. Meist sind Seehunde, große Containerschiffe und Erklärungen inklusive. Das ganze auf einem wirklich flotten Katamaran mit Innen- und Außenbereich. Hier gibt es sozusagen großes Kino zum kleinen Preis. Hier zur Orientierung die Verbindungsübersicht, sowie die zugehörigen Abfahrtzeiten.
Den heutigen Rückenwind hatten wir von der letzten Gegenwind Etappe im Sommer noch gutgeschrieben. Wir gleiten nahezu mühelos am Kanal entlang auf Rotterdam zu. Wir erwarten eine überfüllte schmutzige Hafenstadt voller Verkehr. Wir werden überrascht: Rotterdam ist jung, frisch, eine Stadt mit einem großartigen Radwegenetz, weiten Flächen, moderner Architektur und riesigen Schiffen.
Während wir uns in Deutschland den Kopf zerbrechen, wie wir alte Autos der Gesundheit zuliebe aus den Städten bekommen und nur der Gerichtsweg des Deutschen liebstes Auto aus den Städten halten kann, sind die Rotterdamer dem ganzen schon einen Schritt voraus: Diesel und Benziner älter als ein bestimmtes Baujahr dürfen gar nicht erst rein nach Rotterdam, inklusive Foto-Überwachung. Wir freuen uns, und treten in die Pedale für die letzten Kilometer des Tages. An der zentralen Erasmusbrücke erwartet uns ein ungewohnter Blick für eine Innenstadt: das Kreuzfahrtschiff Aida liegt am Kai.
Wir übernachten mitten in der Stadt in einem günstigen Hotel. Als wir die Bikes zunächst vor dem Hotel an einer S-Bahn Haltestelle abschließen, macht uns ein freundlicher Niederländer direkt darauf aufmerksam, dass wir alles vom Rad abmachen sollen, sonst sei es weg. So sind wir froh, dass wir später unsere Räder im Hinterhof abstellen können, der uns bei Buchung auch zugesichert wurde. In einem muffigem überheizten Zimmer im 10. Stockwerk werden wir die Nacht verbringen. Ein großartiger Ausblick zur Stadt entschädigt, insbesondere mit dem Lichtermeer der Stadt und der Schiffe am Abend.
Tipp: Abends erkunden wir die Stadt zu Fuß. Wir finden wir ein tolles Streetfood Lokal: Die Roffa Streetfoodbar, schön zentral gelegen. Wir meinen: Rotterdams leckerste Burger (auch veggie) und viele sauleckere IPA Biere!
Morgen geht’s weiter, der Plan lautet 80 km nach Werkendam.